Darum geht‘s
- Die Open Source Initiative entstand Ende der 1990er Jahre, um freier Software Richtlinien und ein besseres Image zu verleihen
- Open-Source-Software muss verständlich, frei verfügbar und verwendbar sowie ohne Lizenzgebühren angeboten sein
- Zu den Vorteilen zählen reduzierte IT-Kosten, schnellere Etablierung von Standards sowie mehr Unabhängigkeit, gerade für kleine Unternehmen
- Für den Nutzer ergibt sich mehr Sicherheit, Programmierer können durch ihr Mitwirken lernen und Unternehmen können Daten sicherer verarbeiten
- Kritiker weisen auf unübersichtliche Regelwerke und zu viele Lizenzen hin
Die Open-Source-Bewegung ist noch gar nicht so alt. Erst Ende der 90er Jahre schlossen sich Entwickler zusammen, um ihre Software frei und offen zugänglich für alle vertreiben zu können. Sie erschufen dafür einen Wertekodex, der sich am Gemeinwohl orientiert – aber nicht auf wirtschaftliche Interessen verzichten muss.
Bis heute wird Open-Source-Software daher auch im Business-Kontext immer beliebter. Hier erklären wir Ihnen, was Auszeichnungsmerkmale sind, welche Vor- und Nachteile damit einhergehen und wie Open Source Ihre Organisation bereichern kann.
Wofür steht Open Source?
Der Begriff Open Source (OS) stammt aus der Software-Lizensierung. Er steht für einen offen zugänglichen Programmcode, der von Dritten eingesehen, geändert und genutzt werden kann. Die Bezeichnung Open Source wurde 1998 von dem Autoren Eric S. Raymond, dem Informatiker Bruce Perens und dem Verleger Tim O’Reilly geprägt. Sie schlossen sich zusammen, um dem Label freier Software ein neues und klareres Image zu verleihen.
„Free Software“ existierte zwar damals schon, diese war ihnen aber nicht eindeutig genug benannt. Denn im Englischen steht free sowohl für frei als auch für kostenlos. Doch keines von beidem fanden sie zutreffend. Was also tun?
In der 1998 gegründeten „Open Source Initiative“ (OSI) fassten sie folglich alle Lizenz-Merkmale und Code-Eigenschaften zusammen, die diesen neuen Software-Standard ausmachen und definieren sollen (siehe nächstes Kapitel).
Heute wird der Begriff Open Source auch auf die Bereiche Wissen und Informationen im Allgemeinen ausgedehnt. Projekte wie die Wissensdatenbank Wikipedia, die freie Weltkarte OpenStreetMap oder die Rechtevereinbarung Creative Commons stützen sich auf die Grundsätze der Datenfreiheit und Demokratisierung von Zugängen.
Merkmale von Open-Source-Software
Wir wollen uns im weiteren Verlauf ganz auf Software fokussieren, die den Ansprüchen der OSI genügt und den Effekt auf Ihr Business aufzeigen. Die wichtigsten Charakteristika dafür lauten:
- Open-Source-Software muss in einer für den Menschen verständlichen Form vorliegen. Damit ist in der Regel eine höhere Programmiersprache gemeint, die den binären Programmcode für den Computer semantisch übersetzt.
- Ebenjener Code darf von allen Anwendern beliebig kopiert, verbreitet und genutzt werden. Es gibt also keinerlei Zahlungsverpflichtungen oder Einschränkungen hinsichtlich der Anzahl von Installationen.
- Und dann darf OS-Software auch noch verändert und ohne Lizenzgebühren weitergegeben werden.
Alle drei Eigenschaften zielen darauf ab, dass sich möglichst viele Menschen der Fortentwicklung einer Programmiersprache, einer besonderen technischen Funktion oder eines ganz konkreten Programms widmen können. Neben weiteren Punkten hier die vollständigen Liste der OSI steht also die unmittelbare und aktive Beteiligung von Anwendern und Entwicklern im Zentrum von Open Source.
Vorteile beim Einsatz von Open-Source-Software
Aus dem Ansatz quelloffener Software ergeben sich zahlreiche Vorteile. Open-Source-Projekte mit großen, aktiven Communities ermöglichen es etwa schneller Branchen-Standards zu etablieren, die IT-Kosten zu reduzieren und unabhängig von den Interessen einzelner Unternehmen zu bleiben. Im Detail heißt das:
Anwender
Als Einzelperson, die eine Software bedient, hat man ein großes Interesse daran in einer stabilen und sicheren Umgebung zu agieren. Open-Source-Projekte zeichnen sich nun genau dadurch aus, dass neue Sicherheitslücken früh erkannt und schnell gefixt werden.
Zugleich steht Open Source auch für einen hohen Grad an Individualisierung. So können Anwender nicht nur einzelne Funktionen oder ganze Oberflächen an ihre Bedürfnisse anpassen, sondern auch völlig frei erweitern und ausbauen. Diese Flexibilität bieten klassische Software-Produkte nur selten bis nie.
Organisationen
Unternehmen wollen naturgemäß möglichst viele Entscheidungen selber treffen. Besonders solche, die geschäftskritisch sind. Im Falle personenbezogener Nutzerdaten haben sie sogar eine gesetzliche Verpflichtung dazu ihre Nutzer zu schützen. Open-Source-Software legt genau diese Verantwortung in Ihre Hände. Organisationen können eigenständige Instanzen installieren und auch eigene Anforderungen an den Datenschutz umsetzen – ohne jegliche Lizenzkosten.
Erst wenn es um Fragen des Supports oder der Code-Wartung geht, lassen sich optionale Dienstleistungsvereinbarungen mit dem Lizenzgeber treffen. In jedem Fall agieren Unternehmen mit Open-Source-Software zu jedem Zeitpunkt autark und stecken nicht in den Fängen anderer Organisationen mit eigenen Interessen fest („Vendor Lock“).
Entwickler
Auf Seiten der Coder bringen OS-Projekte einen nicht zu unterschätzenden Vorteil mit sich: Mit einem offenen Quellcode lässt es sich prima neue Programmiersprachen lernen und seine Fähigkeiten verbessern. Das ist ein sich selbst verstärkender Effekt. Dank niedriger Einstiegshürden entstehen mehr Anwendungen, eine stabilere Code-Basis und Standards für vielfältige Aufgabenbereiche.
Die diversen Vorteile von Open-Source-Software sind somit kein magisches Ergebnis weniger Leuchtturm-Projekte, sondern tief in der DNA des Standards, wie auch in der gesamten Entwickler-Szene verankert.
Kritik am Open-Source-Ansatz
Was ist schlecht an Code, der von allen und jedem weiterentwickelt werden kann? Ganz klar, der Zwiespalt zwischen größtmöglicher Offenheit und hochkomplexem System mit vielen hierarchischen Anforderungen. Wenn nun jeder seine eigenen Regeln machen kann, funktionieren andere, darauf aufbauende Anwendungen womöglich nicht mehr. So lautet unter anderem die Kritik an Open Source von dem Informatiker und Turing Award-Preisträger Niklaus Wirth.
Ein weiterer Stolperstein für die OS-Bewegung ist die unüberschaubare Ansammlung an Individuallizenzen, die für Weiterentwicklungen gelten können. Während auf der einen Seite also eine Gruppe von Entwicklern anfängt an einem Standard zu arbeiten, kann dieser von jedem beliebig verändert und in einer Versionsvariante vertrieben werden. Hier gilt die Faustregel vor allem mit Open-Source-Technologien zu arbeiten, die erprobt und anerkannt und über eine weitverbreitete, freie Lizenz zugänglich sind.
Open-Source-Anwendungen, die jeder kennt
Wie Sie vielleicht schon beim Lesen gemerkt haben: Wir sind bei Zammad große Fans von Open Source und folgen darum auch seit jeher den Prinzipien der OS-Softwareentwicklung. Unser Helpdesk wird seit Jahren von uns und unserer Entwickler-Community mit viel Herzblut weiterentwickelt und steht Ihnen unter Zammad.org jederzeit zum Download zur Verfügung. Für Anwender, die eine Out-of-the-Box-Lösung bevorzugen, bieten wir zusätzlich dazu auch eine von uns gehostete Online-Variante und ein Sorglos-Paket mit technischem Support und fortlaufenden Sicherheitsupdates an. Probieren Sie Zammad einfach mal 30 Tage kostenfrei aus!
Ebenso basieren einige der weltweit am meisten verbreiteten Betriebs- und Content-Management-Systeme auf Open Source. Denken Sie etwa an Ihr Smartphone, das mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Android basiert. Ganze 72% aller Mobiltelefone läuft im Jahr 2020 auf dem quelloffenen Betriebssystem von Google. Ebenso hoch ist der Anteil von Websites, die mit dem CMS Wordpress erstellt wurden. Dieses erlangte 2019 einen Marktanteil von 62% unter allen Content-Management-Systemen und wächst stetig.
Und auch weitere Technologie-Startups setzen auf Open Source. Die Coder-Plattform GitHub beispielsweise, deren Software-Versionierung Git die Grundlage für moderne Code-Entwicklung darstellt. Oder die Anwendung Docker, die es Entwicklern erlaubt in voneinander losgelösten Programmbestandteilen zu arbeiten. Sowie auch der Grund, weshalb Suchanfragen oftmals schon live mit Antwortvorschlägen versehen sind. Dieses Tool heißt Elasticsearch und basiert – Sie ahnen es – auf Open Source.
Lassen sich mit Open Source eigene Businesses umsetzen?
Unbedingt. Wir wollten Ihnen mit diesem Artikel aufzeigen, dass Open Source nichts mit Wohltätigkeit zu tun hat. Im Gegenteil: Open Source ist eher als ein Leitfaden zu verstehen, der Sie zu einem eigenständigen Geschäftsmodell führen kann.
Sie können sich entweder an vorhandenen Entwicklungen beteiligen, darauf aufbauend eigene Lösungen vertreiben oder ganz neue Projekte anstoßen. Finanzieren lassen sich OS-Projekte beispielsweise über die daraus entstehende Dienstleistungsnachfrage in den Bereichen Support, Training und Consulting.
Ein erster Schritt wäre es auf jeden Fall das eigene Bewusstsein für eine Welt außerhalb proprietärer Software zu erweitern. Also nicht nur Tools einzusetzen, deren Weiterentwicklung von einem einzigen Unternehmen bestimmt wird. Diese ist im Vergleich zu Open Source oft schwerfälliger in der Entwicklung und bietet kaum Möglichkeiten zur Anpassung an die eigenen Bedürfnisse.
Zusammenfassung
Open-Source-Software steht für einen offenen und zugänglichen Quellcode, den jeder bearbeiten kann. Dieser freiheitliche Grundgedanke führt seit der Gründung Ende der 90er und zusammen mit niedrigen Einstiegshürden zu einem regelrechten Boom unter Entwicklern. Immer neue OS-Projekte wie Zammad belegen, dass Anpassungsfähigkeit, Stabilität und Sicherheit Hand in Hand gehen. Jetzt ist es an der Zeit, selbst die Initiative zu ergreifen! Worauf warten Sie noch?