Darum geht‘s
- Wer mit Open Source wächst, sollte auch am Fortbestand der Codebasis interessiert sein
- Achten Sie beim Austausch mit Partner, ob sich ihr Verständnis von Transparenz und Offenheit decken
- Wenn alle am Code mitwirken können, braucht es einen klaren Rechtsrahmen
- Das bringt für jede uneingeschränkte Entwicklung auch Grenzen mit sich
- Klären Sie den organisatorischen Aufwand, bevor Sie sich in ein Open Source-Projekt stürzen
Transparenz, das gemeinsame Arbeiten am Code und Flexibilität beim Entfernen von Bugs, die zeitnah auf Wettbewerbsveränderungen einzahlen: Die Nutzung von Open Source-Software bringt in vielerlei Hinsicht Vorteile mit sich. Nutzer und Fürsprecher (wie wir bei Zammad) loben insbesondere die unabhängige Anpassung von Software an individuelle Bedürfnisse, die keinem Standardbaukasten entspricht.
Doch selbst Freiheiten ohne Grenzen kommen irgendwann an den Punkt, an dem sich die Frage gestellt werden muss, ob das offene Konzept wirklich kein Ende kennt?
1. Wachsende Unternehmen
Kleine und mittelständische Unternehmen schätzen die Anwendungsweise von Open Source. Trägt die individuelle Anpassung von freier Software nämlich zur Profitabilität bei, so hat sich der Einsatz und der Gedanke der freien Entwicklung schnell ausgezahlt. Statt auf festgefahrene Datensätze zu bauen, fügt sich die Programmierung ganz den internen Wünschen und Bedürfnissen von Kunden.
Theoretisch lässt sich somit jede Vorstellung seitens der Kunden als auch der Geschäftsführung verwirklichen. Steigender Traffic, größerer Kundenstamm und Expansionen verlangen allerdings auch eine intensivere Betreuung und mehr Sicherheit der funktionierenden Systeme. Je größer das Datenkonstrukt wird, umso zerbrechlicher wird es.
Wer sich als Profiteur nun seiner Verantwortung entzieht und selbst nichts für den Erhalt der Open Source-Infrastruktur tut, läuft Gefahr das eigene Wachstum aufs Spiel zu setzen. Wer auf Nummer sicher gehen will, bringt sich aktiv in die Community ein und unterstützt den Code-Maintainer aktiv bei der Weiterentwicklung und dem Refacturing. Gerne auch mit Blick auf die eigenen Bedürfnisse.
2. Zusammenarbeit und Kooperationen
Hinter der Arbeit mit Open Source-Tools müssen Firmen und Unternehmen zu 100 Prozent stehen. Innerhalb ihres Wirkungsfeldes sind sie für Entwicklungen und Auswirkungen ihrer Software selbst verantwortlich. Problematisch kann es werden, wenn Kooperations- und Geschäftspartner ins Boot kommen.
In vielen Branchen ist die Zusammenarbeit mit Partnern elementar, um Geschäftsbeziehungen aufzubauen oder Kundenwünsche zu erfüllen. Allerdings muss ein Partner nicht die gleiche Ansicht vertreten, wenn es um die Einbindung von Schnittstellen in ein Open Source-Programm geht. Gründe können im Bereich des Datenschutzes, der Sicherheit oder in Compliance-Richtlinien liegen.
Tritt dieser Fall auf, ist eine erfolgreiche Zusammenarbeit kaum zu bewerkstelligen. Im Zweifel müssen kostenintensive Anpassungen vorgenommen werden, die den Vorgaben der externes Partei entsprechen. Der eigentliche Open Source-Gedanke rückt dabei in den Hintergrund und wird beschnitten. Es ist daher äußerst ratsam, die technischen und rechtlichen Aspekte im Vorfeld zu klären, bevor etwaige Aktionen in die Wege geleitet werden.
3. Rechtsansprüche von Dritten
Open Source gilt als gemeinschaftlicher Ansatz, der zwischen Unternehmen und freien Entwicklern als großes Spielfeld gesehen wird. Doch kein Spiel ohne Regeln. Die Mitarbeit an Open Source-Projekten setzt immer voraus, dass Entwickler ihr Know-how und ihre Leistung einbringen, auf die sie im Nachgang keine Rechtsansprüche haben.
Einer schnellen Hilfe oder Bearbeitung von Sequenzen sollte in jedem Fall mit einer vertraglichen Regelung versehen werden. Bei erfolgreichem Wachstum ist nicht auszuschließen, dass spätere Rechtsansprüche geltend gemacht werden, die dem eigentlichen Sinn von Open Source widersprechen. Um bösen Überraschungen vorzubeugen, ist ein wasserdichter Vertrag zur Mitwirkung an Open Source-Projekten im Zweifel der beste Schutz.
4. Uneingeschränkte Entwicklung
In der Theorie ist die Weiterentwicklung der Software zu jeder Zeit möglich und gesichert. Insbesondere wenn der Quellcode offen zugänglich ist und eine sorgfältige Dokumentation auch nachfolgenden Entwickler-Generationen den Einstieg ermöglicht.
Die digitale Realität stellt sich anders dar, denn Open Source setzt keine Verpflichtung von Entwicklern zur Pflege und Wartung der Systeme voraus. Flexible Lösungen müssen in dieser Folge nicht nur für die Software gefunden werden, sondern für den gesamten Fortbestand des Business’.
Auf lückenhafter oder unfertiger Software kann kein Geschäftsmodell basieren. Die Dringlichkeit von Alternativen wird in solchen Momenten schmerzhaft deutlich. Achten Sie darum genau auf die Existenz von gepflegten Dokumentationen, bevor Sie sich einem Open Source-Vorhaben anschließen. Wie wir hier im Blog beschrieben haben, gelingt uns das bei Zammad übrigens, indem wir extra eine gemeinnützige Stiftung gegründet haben, die nur für den Fortbestand des Quellcodes unseres smarten Helpdesks da ist.
5. Organisatorische Mängel
Die höchste Grenze, an die mit der Arbeit von Open Source gestoßen werden kann, ist der menschliche Makel. Weder Firewall noch Updates können lückenhafte Dokumentationen oder einen unübersichtlichen Code umgehen. Open Source-Software lebt zwar von einer aktiven Community, die an einem gemeinsamen Ziel arbeitet, doch der Weg dorthin sieht für viele Entwickler unterschiedlich aus.
Eine klare Organisation von Verantwortlichkeiten bildet das Grundgerüst, in dem wichtige Grenzen und Regeln zu setzen sind. Nur auf diese Weise ist eine erfolgreiche Arbeit an offenen Programmierungssettings gewährleistet. Konstruieren Sie eigene Open Source-Projekte daher stehts in Hinblick auf klare Zuständigkeiten und krisensichere Workflows.
Zusammenfassung
Es liest sich beinahe wie ein philosophischer Ansatz: Open Source-Software ist als freie und unbegrenzte Möglichkeit nur zu nutzen, wenn Rahmenbedingungen und Grenzen funktionieren. Der Ursprungsgedanke bleibt per se davon unangetastet und bietet allen Mitwirkenden größtmögliche kreative Freiräume.
Dennoch muss „Open Everything“ aus zwei Perspektiven betrachtet werden. Grenzenlose Kreativität und innovative Ansätze sind der Motor für die Entwicklung einer Software, die sich als unvergleichlich bezeichnen möchte. Die Praxis benötigt jedoch einen abgesteckten Raum, in dem sich Programmierer an Regeln halten müssen. Unterm Strich bestimmt der wirtschaftliche Einsatz also die Spielregeln für eine effektive Open Source-Nutzung.